Am 04.09.2025 unternahmen 22 Teilnehmer_innen des JBZ JTF Wiener Neustadt gemeinsam mit ihren Trainerinnen Zsuzsanna und Monika eine spannende Exkursion zum österreichischen Parlament in Wien. Treffpunkt war um 8:20 Uhr am Hauptbahnhof Wiener Neustadt, von wo aus die Gruppe mit dem Zug Richtung Hauptstadt aufbrach. Nach etwa 90 Minuten Fahrt und einer kurzen Straßenbahnfahrt erreichte die Gruppe schließlich das imposante Parlamentsgebäude an der Wiener Ringstraße.

Ankunft & Empfang

Noch vor dem Betreten des Gebäudes wurde traditionell ein Gruppenfoto vor der eindrucksvollen Fassade gemacht – ein erster Vorgeschmack auf die beeindruckende Architektur, die im Inneren wartete. Am Eingang erfolgte eine Sicherheitskontrolle mit Metalldetektor und Röntgenscanner, danach ging es direkt in den Empfangsbereich, die sogenannte „Agora“.

Der Begriff stammt aus dem Altgriechischen und bedeutet „Marktplatz“ – der zentrale Ort des öffentlichen Lebens im antiken Athen. Dort diskutierten die Bürger politische Themen, allerdings war dies damals nur wohlhabenden Männern vorbehalten. Frauen, Kinder, Sklaven und Arme waren ausgeschlossen – ein Aspekt, den unser Tourguide Maximilian (kurz Max) gleich zu Beginn ansprach.

Digitale Geschichte & interaktive Elemente

Da bis zum Start der Führung um 11 Uhr noch Zeit blieb, konnten sich alle Teilnehmenden in der Agora umsehen. Es gab interaktive Stationen wie Touchscreens, Videos und Spiele, die über die Geschichte der österreichischen Demokratie, Gesetzesentwürfe und den Parlamentsalltag informierten – modern, multimedial und zugänglich aufbereitet. Die Agora wurde erst kürzlich modernisiert und ist heute ein offener Raum für Besucher*innen, der Vergangenheit und Gegenwart verbindet.

Architektur & Geschichte hautnah

Der erste Halt der Führung war die Säulenhalle im ersten Stock. Dort befinden sich 24 gewaltige Säulen aus Schnöll-Marmor, einem rot-grauen Kalkstein aus Adnet (Salzburg), die jeweils rund 17 Tonnen wiegen. Im Zweiten Weltkrieg wurden zwei dieser Säulen durch Bombenangriffe zerstört. Heute sind sie wieder aufgebaut – ein genauer Blick auf die Farbgebung lässt jedoch erkennen, welche erneuert wurden.

Der Raum wurde von Architekt Theophil Hansen bewusst im Stil einer antiken Agora gestaltet, um einen Ort der Begegnung und Debatte zu schaffen. Heute wird die Halle vor allem für Feiern und Veranstaltungen genutzt.

Einblicke in den Parlamentsbetrieb – einst & jetzt

Es folgte ein Besuch im alten Sitzungssaal, der streng geschützt ist, da er im Originalzustand erhalten wurde. Hier versammelten sich einst 516 Abgeordnete aus acht Nationen, die in elf Sprachen kommunizierten – oder es zumindest versuchten. Verständigungsprobleme und fehlende Dolmetscher führten laut Max sogar zu Schlägereien à la Bud Spencer.

Der Saal selbst ist reich mit Statuen und Wandbildern der antiken Philosophen geschmückt. Der damalige Ehrenplatz des Kaisers befindet sich direkt unter einer großen Uhr. Heute wird der Raum nur noch zu besonderen Anlässen genutzt, etwa alle sechs Jahre für den Treueschwur des Bundespräsidenten sowie jährlich am 27. Januar zum Holocaust-Gedenktag.

Moderne Demokratie erleben

Anschließend besichtigte die Gruppe den Nationalratssaal, in dem aktuelle politische Debatten und Gesetzesabstimmungen zu Gunsten der Bundesländer stattfinden. Er erklärte auch, dass sich die Bundesländer alle 6 Monate abwechseln und man an den Flaggen gut erkennen kann wer im Moment das Sagen hat. Zurzeit stellt die Steiermark den Präsidentensitz.

Kleine Details, große Wirkung

In den Gängen wies Max auf ein oft übersehenes Detail hin: steinerne Aschenbecher, die einst rege genutzt wurden. Heute gelten sie nur noch als historische Zierde, denn im gesamten Parlamentsgebäude herrscht striktes Rauchverbot.

Ein weiterer Höhepunkt war der Besuch des neuen Bundesrat Sitzungssaals, der durch Renovierungen deutlich heller wirkt, dank einer großen verglasten Decke, die Tageslicht hereinlässt. Die Gruppe durfte auf den Plätzen der Abgeordneten Platz nehmen, während Max den Ablauf der Debatten erklärte. Er schilderte, wie ein Gesetz abgestimmt wird: Wer dafür ist, steht auf, wer dagegen ist, bleibt sitzen. Redebeiträge sind auf 20 Minuten begrenzt; bei Überschreitung leuchtet ein rotes Licht, und das Mikrofon wird automatisch abgeschaltet. Alle Sitzungen werden live im Fernsehen und online übertragen, und Besucher_innen können diese auch vor Ort von den oberen Logen aus mitverfolgen.

Zum Abschluss: Ausblick & Ausklang

Die Führung endete auf der Dachterrasse im dritten Stock, die nicht nur einen fantastischen Blick über Wien bietet, sondern auch eine Cafeteria für Besucher bereithält. Kurz vor 13 Uhr machte sich die Gruppe auf den Rückweg zum Hauptbahnhof Wien, wo noch eine kleine Pause eingelegt wurde. Um 13:48 Uhr fuhr der Zug zurück nach Wiener Neustadt.

Fazit

Der Besuch im Wiener Parlament war weit mehr als eine politische Führung. Es war eine lebendige, humorvolle und zugleich lehrreiche Reise durch 150 Jahre österreichische Demokratiegeschichte. Von prachtvoller Architektur über interaktive Lernstationen bis hin zu kuriosen Anekdoten – diese Exkursion wird allen Teilnehmenden sicher lange in Erinnerung bleiben.

Recht herzlichen Dank an das Ressourcencamp für diesen spannenden und informativen Bericht!

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